Ostern als ein Ereignis über dasjenige Menschliche, das in allen Menschen ist.
Über die Freiheit des Menschen als Individuum.
In dem Blog “Ein Ausschnitt aus dem Entwicklungsweg von uns Menschen" habe ich darüber geschrieben, dass mit dem Menschen etwas völlig Neues in die Weltentwicklung kommen soll:
ein vollkommen freies und schöpferisches Wesen. Die Entwicklungsschritte, um dieses Ziel zu erreichen, sind
“Denken, Ich-Bewusstsein, Freiheit, Liebe.”
Freiheit und Liebe sind zwei Pole, die zusammengehören. Ohne die Freiheit ist Liebe nicht möglich. Liebe ist nur denkbar, wenn sie etwas Freiwilliges ist, das von selbstbewussten Menschen gegeben wird. Dafür muss sich der Mensch also nach und nach sein Ich-Bewusstsein erobern.
Die Entwicklung des „Ich-bin“, des Selbstbewusstseins des Menschen, kam im Verlauf der Entwicklung der Menschen nur langsam und allmählich erst heraus. Die vorchristliche Zeit ist geprägt durch das Bewusstsein einer Gruppenseele. Die Menschen jener Zeit waren geborgen in der Zusammengehörigkeit durch die Blutsverwandtschaft. Und noch bei den germanischen Völkern ist sichtbar, dass der einzelne Germane mehr hält von seinem ganzen Stamm als von seiner Individualität. Und auch heute - in wie vielen Dingen ist der Mensch heute durchaus nicht individueller Mensch, sondern ein Gruppenwesen (...)
Wir Menschen mussten uns also erst Schritt für Schritt entwickeln, in der Einzelpersönlichkeit das “Ich” zu empfinden und uns aus der Gruppenseele hinauf entwickeln.
Denn der Träger der Liebe kann nur das selbständige Ich sein, und Wesen der Freiheit und Liebe zu werden, das ist unser Entwicklungsziel.
Die Erde ist unser Lebens- und Ausdrucksraum, in dem wir unsere Entwicklungsschritte gehen. Und mit der Erde hat sich das Christus Wesen verbunden, das geschah zu Ostern, durch den Kreuzestod (siehe hierzu auch “Über das Osterereignis auf dem Entwicklungsweg von uns Menschen”)
Der Christus gab zu Ostern damit jenen Impuls in die Erde, der die Menschen weiterbrachte in ihrer Entwicklung, denn er hat die Bedeutung des “Ich-bin” in die Welt gebracht.
Er ist der Gott des Ichs:
„Ich bin der Ich-bin. Als solcher spreche ich zu dir.” (Joh. 4, 26)
Der Christus ist derjenige, der den Impuls des selbstbewussten freien menschlichen Wesens bringt, so dass die Menschen, jeder als einzelnes Wesen, empfinden können das “Ich-bin.”
Und das ist die Voraussetzung für die wahre Liebe, die vom freien Ich zum freien Ich geht.
Zum vollen Ich-Bewusstsein hat der Mensch also durch das Osterereignis aufsteigen können. Und das richtig verstandene Christentum ist die Freiheit des Menschen als Individuum.
Die Kreuzigung des Christus hat sich nicht vollzogen für die, welche sich Christen nennen; die Kreuzigung hat sich vollzogen für alle Menschen. Denn das, was durch die Kreuzigung in die Erde übergegangen ist, der Impuls des "Ich-bin", das hat auch Bedeutung für das gesamte Erdenleben.
Richtig wird das Osterereignis verstanden, wenn es so verstanden wird, dass es nur das Menschliche im Menschen berührt, wo jeder einzelne Mensch in der höchsten Individualisierung sagt “Ich-bin”.
Und was ist dieses “Ich-bin”, das in jeder menschlichen Individualität zu finden ist?
Wenn der Christus von dem “Ich-bin” spricht, so spricht er von einer Wesenheit, von etwas, was jeder in sich findet:
“Mein Ich ist eins mit dem Vater; aber das Ich überhaupt, das in jeder Persönlichkeit ist, ist eins mit dem Vater.”
[vgl. Steiner, Rudolf (2016): Das Johannes-Evangelium. Basel 5. Auflage, S. 111].
Das “Ich” ist der göttlich-geistige Wesenskern, welcher von Beginn der Schöpfung an im Menschen angelegt ist. Und dieser Wesenskern ist Dein Potenzial, Dich selbst zu einem freien, schöpferischen Wesen Schritt für Schritt zu entwickeln.
Dieses “Ich” bewusst zu ergreifen und aus Deinem göttlich-geistigen Wesenskern heraus zu wirken, das kann aber nur in aller Freiwilligkeit und in Freiheit geschehen. Das Potenzial ist da, aber es kann nur schrittweise zum Ausdruck kommen, wenn sich ein Mensch freiwillig dazu entschließt und sich hierzu auf den Weg macht. Es ist kein “Automatismus”, sondern ein Potenzial, das aktiv ergriffen und individuell gestaltet werden muss.
„Muss“ - wenn Du es willst.
Wenn Du möchtest, sprechen wir über diese Gedanken zu Ostern und gehen ein Stück gemeinsam.